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Culloden – Eine Chronologie folgenschwerer Entscheidungen

 

 
 
12. Juli 1745
 
Charles Edward Louis Philip Casimir Stuart landet mit eine kleinen Armee an der schottische Küsten am Loch Nan Uamh. Es ist das erste Mal, dass er einen Fuß auf schottischen Boden setzt. Er sendet Briefe an die großen Clans mit der Forderung, ihn zu unterstützen. Anfangs ist der Zulauf schleppend, doch nach und nach schließen sich trotz des Misstrauens immer mehr Clans an – geködert von großen Versprechungen.
Seine Truppen bestanden später zum Großteil aus Highlandern. Dazu kamen einige Lowlander, Iren, Franzosen und ganz wenige englische Jakobiten.
Viele Schotten unterdessen waren regierungstreu und standen auf Seiten des englischen Königs. Es war also durchaus keine reine Auseinandersetzung zwischen Schotten und Engländern. Viele Clans waren gespalten.
 
 
17. September 1745
 
Die Jakobitenarmee nimmt Edinburgh - mit Ausnahme der Burg - ein.
 
 
21. September 1745
 
Feldmarschall John Cope marschiert gegen die aufrührerische Armee und wird bei der Schlacht von Prestonpans vernichtend geschlagen.
 
 
 
16. November 1745
 
Einnahme der Stadt Carlisle
 
 
28. November 1745
 
Einnahme der Stadt Manchester
 
 
04. Dezember 1745
 
Einnahme der Stadt Derby
 
 
06. Dezember 1745
 
‚Black Friday’ – Nachdem die vom Prinzen versprochene französische Verstärkung nicht eingetroffen und das Heer aufgrund mangelnder Versorgung und der weiten Entfernung zur Heimat demoralisiert ist, beschließt man den Rückmarsch nach Schottland um dort frisch gestärkt in einer entscheidenden Schlacht gegen die Regierungstruppen anzutreten.
 
 
17. Januar 1746
 
Schlacht von Falkirk – Trotz großer, zahlenmäßiger Unterlegenheit besiegen die Rebellen General Hawley und seine Truppen
 
 
01. Februar 1746
 
Einnahme der Stadt Inverness, Bezug des Winterquartiers – Der Nachschub zur Verpflegung der Truppen stellt nach wie vor ein großes Problem dar. Der Herzog von Cumberland, Sohn von König George II, marschiert unterdessen mit seinen Regierungstruppen bis Aberdeen und bezieht dort sein Winterquartier.

 

14. April 1746
 
Die Regierungstruppen erreichen Nairn
Am gleichen Tag wird das jakobitische Heer zusammengerufen und marschiert nach Culloden Moor.
Bonnie Prince Charlie lässt sich von den Schmeicheleien einer seiner Berater – dem Iren John William O’Sullivan – blenden und stimmt zu, als dieser Culloden Moor als Ort der entscheidenden Schlacht aussucht.
 
 
15. April 1746
 
Der Herzog von Cumberland feiert seinen 25. Geburtstag.
Lord Murray – ein anderer Berater von Charles Stuart – lässt die Armee am Abend aufmarschieren. Man will die Regierungstruppen in der Nacht in deren Lager überrennen, da man glaubt, dass diese überwiegend betrunken wären, weil der Herzog Branntwein ausschenken lässt, damit die Männer auf seine Gesundheit trinken können.
Gegen Acht Uhr abends marschieren die Jakobiten in zwei Kolonien los Richtung Nairn. Doch es gibt Verzögerungen und man erkennt, dass man das feindliche Lager nicht mehr rechtzeitig erreichen würde. Also machen sich die Rebellen wieder auf den Rückweg und erreichen am Folgetag völlig erschöpft Culloden Moor.
 
 
16. April 1746
 
Der Herzog von Cumberland hält mit seinen ausgeruhten Truppen Aufstellung. Seine Armee ist beinahe doppelt so stark wie die des Prinzen. Außerdem hat er seine Armee gut auf die Angriffstaktik der Highlander geschult, die die Frontlinie des Prinzen besetzten.
 
 
Angriffstaktik nach Highlander Art:
 
Der Highland Charge war eine sogenannte Schocktaktik. Für diese Angriffsmethode benötigte man eine möglichst abschüssige glatte Ebene.
Die Highlander stürmten geschlossen los und rannten in vollen Tempo auf die Gegner zu, die ihre Musketen abfeuerten. Kleine Verluste waren also eingerechnet.
Nach dem Abfeuern der Muskete musste nachgeladen werden. Wenn die Feinde also bereit waren, ihre Muskete zum zweiten Mal abzufeuern, waren die Highlander schon mitten unter ihnen und konnten sie niedermetzeln.
Die Soldaten der Regierungstruppen stießen mit dem Bajonett normalerweise frontal nach vorne zu. Dies nutzen die Highlander aus. Sie hoben mit der Linken ihr Schild vor sich und fingen somit den Bajonett-Stoß auf um dann mit rechts ihr Schwert zu heben und damit von oben herab auf den Gegner einzuschlagen.
 
 
 
 
Die Schlacht:
 
Die ersten Schüsse werden kurz nach Mittag von den Jakobiten abgegeben. Der Herzog von Cumberland lässt seine starke Artillerie antworten, welche die Reihen der Rebellen empfindlich lichten.
Die Frontlinie wartet auf den Angriffsbefehl, doch der bleibt aus. Der Prinz kann von seiner Stellung aus weit hinter der Front nicht erkennen, was dort vor sich geht. Man vermutet, dass es nie einen Angriffsbefehl seitens Charles Stuart gegeben hat.
Die Mitte stürmt irgendwann als Erstes los, dicht gefolgt von der rechten Linie. Die hügelige Moorlandschaft ist jedoch von vorne herein für den Highland Charge ungeeignet und da es stark geregnet hatte, ist ein Vorankommen im gewohnten Tempo unmöglich. Unterdessen lässt Cumberland eine Reihe schießen, während die andere nachlädt. Die Verluste auf des Prinzen Seite sind enorm , trotzdem schaffen es einige die rechte Linie zu durchbrechen. Doch auch im Nahkampf sind Cumberlands Soldaten geschult. Sie haben die Anweisung mit dem Bajonett nicht wie üblich frontal nach vorne in ihren direkten Gegner zu stoßen, sondern in ungedeckte rechte Seite dessen Nebenmanns. Stuarts Armee ist chancenlos.
Es dauert nur knapp eine halbe Stunde, dann sind die Jakobiten vollends geschlagen.
Es ist die erste und einzige Schlacht, die Stuart verlor - aber auch die Folgenreichste.
Die, die nicht gefallen sind, versuchen zu fliehen. Doch Cumberland lässt seine bislang nicht eingesetzte und ausgeruhte Kavallerie losreiten. Sein Befehl ist gnadenlos: die systematische Vernichtung der Jakobiten. Dies bringt ihm auch den Beinahmen ‚der Schlächter’ ein.
Der Prinz selbst schafft es mit Hilfe zu fliehen, während seine Untertanen für seine Überheblichkeit und Unerfahrenheit büßen müssen.
 
 
 
Folgen der Niederlage:
 
Stuarts geflohene Soldaten werden verfolgt und bei Gefangennahme direkt ohne Prozess hingerichtet. Selbst vor Frauen, Kindern und Alten macht man nicht halt.
Gruppen von Rotröcken patrouillieren durch die letzten Winkel der Highlands und suchen nach versteckten Jakobiten. Für die Schotten beginnt die härteste Zeit in der Geschichte des Landes.
Das Tragen von Tartan und Waffen und das Spielen von Dudelsäcken wird unter schwere Strafe gestellt und jeder muss einen Eid auf den König ablegen.
 
 
Clearences:
 
Gutsherren aus England und den Lowlands erkennen das Potential der Highlands zur Schafszucht. So beginnt man kurzerhand und sehr effektiv die ansässige Bevölkerung zu vertreiben, zum Teil mit Gewalt. Nicht wenige werden unfreiwillig auf Auswandererschiffen in die Neue Welt geschickt. Dorfgemeinschaften werden aufgelöst, Hütten und Häuser niedergebrannt.
Zum Ende der Räumungen war das Clanwesen zerstört und die gälische Sprache beinahe ausgestorben.
 
 
 
 
 
Bonnie Prince Charlie
 
 
Der Prinz kam am 31. Dezember 1720 in Rom als Sohn von James Francis Edward Stuart und Maria Clementina Sobieska zur Welt. Sein Vater war der im Exil lebende schottische Thronanwärter für England, Schottland und Irland.
In jungen Jahren nahm Charles am Polnischen Erbfolgekrieg teil und hielt sich später überwiegend in Frankreich auf, wo er insbesondere beim französischen König um Unterstützung für die Stuarts – insbesondere für den Einsatz seines Vaters als König über Großbritannien und Irland - warb.
Er erhielt schließlich logistische Unterstützung und wollte - ohne seinen Vater zu unterrichten - nach Schottland segeln. Seine Flotte wurde jedoch in einem Sturm zerstört und der französische König weigerte sich, ihm mehr Mittel zur Verfügung zu stellen. Charles kratzte daraufhin sein eigenes Vermögen zusammen und startete einen zweiten Versuch.
Am 25. Juli 1745 landete er mit seiner winzigen Armee an der schottischen Küste. Anfänglich schlug ihm viel Misstrauen entgegen. Er setzte zum ersten Mal einen Fuß auf schottischen Boden, brachte nicht viel Erfahrung mit und trank gerne einen über den Durst. Doch er war auch redegewandt und schaffte es einige große Clanführer auf seine Seite zu ziehen, in dem er großzügige Unterstützung seitens Frankreichs und hohe Entlohnungen versprach.
Nach der vernichtenden Niederlage in Culloden konnte der Prinz fliehen und irrte fünf Monate lang durch die Highlands. Trotz des enormen Kopfgeldes von 30.000 Pfund wurde Charles von treuen Untertanen versteckt.
Mit Hilfe von Flora MacDonald, konnte er schließlich entkommen. Als Zofe ‚Betty Burke’ verkleidet, fuhr er zusammen mit Flora zur Insel Skye und konnte schließlich im September 1746 nach Frankreich zurück segeln.
Er kehrte Schottland für immer den Rücken und ließ sein Land in Chaos und Leid zurück, welches er verursacht hatte.
In Frankreich hatte er nacheinander zwei Affären und sprach immer mehr dem Alkohol zu. Clementina Walkinshaw bracht ihm schließlich 1753 seine Tochter Charlotte zur Welt. Er verließ sie jedoch und heiratete die Prinzessin Luise von Stolberg-Gedern. Diese Ehe blieb kinderlos, darum legitimierte er 1783 seine Tochter Charlotte.
Als 1766 James Francis Edward Stuart verstarb, verweigerte ihm Papst Clemens XIII die vollen Titel von Charles Vater als König von England, Schottland und Irland.
1774 zog er nach Florenz und nannte sich nun selbst „Herzog von Albany“.
Am 31. Januar 1788 starb Charles Edward Stuart als einsamer Alkoholiker in Rom. Erst 1807 wurden seine sterblichen Überreste von der Kathedrale von Frascati zum Petersdom im Vatikan überführt, wo sein Vater und sein Bruder Henry begraben lagen.
Trotz allem wird er auch heute noch von vielen Schotten verehrt.
 
 
 
 
 
 
 
Old Leanach Cottage
 
 
 
Das Old Leanach Cottage blieb nach der Schlacht von Culloden das einzige noch erhaltene Gebäude, welches bis 1912 bewohnt war. Seitdem wird es von der Gaelic Society of Inverness und dem National Trust of Scotland erhalten. Das Gebäude hat sich seit dem 18. Jahrhundert nicht verändert.
Ursprünglich gab es noch eine zugehörige Scheune. 30 verwundete Jakobiten suchten nach der Schlacht von Culloden Schutz darin. Als die Regierungstruppen sie fanden, verbarrikadierten sie das Tor und steckten die Scheune in Brand. Die darin befindlichen Rebellen verbrannten bei lebendigem Leib.
 

       

 
 
 
Roderick MacKenzie
 

Roderick MacKenzie war ein Kaufmann aus Edinburgh. Als die Jakobiten sich gegen den englischen König erhoben, verlor er keine Zeit, schloss sich dem Prinzen an und wurde in dessen Leibgarde eingesetzt.
Aufgrund seiner Ähnlichkeit mit Stuart war er von unschätzbarem Wert. Er agierte als Lockvogel, um Spione zu verwirren. In der Schlacht von Culloden stand er an der Seite des Prinzen und konnte ebenso wie dieser fliehen. Doch er kehrte nicht nach Edinburgh zurück, sondern setzte seine Arbeit als Doppelgänger fort.
Während der Flucht gerieten Stuart und seine kleine Schar an engen Vertrauten in Gefahr, als sie vor Rotröcken in eine Höhle am
Glen Moriston flohen, die aber in einer Sackgasse endete.
Roderick MacKenzie verließ in den Kleidern des Prinzen die Höhle, sorgte dafür, dass er von den Rotröcken gesehen wurde und flüchtete den Berg hinab.
Als er eingeholt wurde, zog er sein Schwert, um sich zu verteidigen und wurde schließlich erschossen. Während er starb schrie er „YouhavekilledthePrince!“ (Ihr habt den Prinzen ermordet).
Charles Edward Stuart konnte währenddessen unbehelligt fliehen.
 
 
 
 
 
Die lange Flucht des Prinzen

Im Gegensatz zu vielen seiner Soldaten und Offizieren entkam Charles Edward Stewart mit einigen wenigen Getreuen dem Schlachtfeld. Er wusste, dass die Rebellion der Jakobiten mit der heutigen Niederlage beendet war - von nun an würde er auf der Flucht sein.
Und es sollte eine lange Flucht werden: Fast ein halbes Jahr hastete der Prinz durch die Highlands - von Versteck zu Versteck -, stets auf der Suche nach einem Schiff, das ihn nach Frankreich bringen könnte. Es verschlug ihn sogar bis auf die Äußeren Hebriden ganz im Westen Schottlands. Berühmt wurde seine Flucht von dort auf die Isle of Skye, über die noch heute der Skye Boat Song gesungen wird und die seine Legende mit der der berühmten Flora MacDonald auf ewig verband. Sogar bis in die Cairngorms in der Mitte Schottlands traute er sich - wieder nah an das Schlachtfeld von Culloden. Dabei half ihm nicht nur das Glück, sondern auch viele Freunde aus den noch immer treuen Clans. Trotz einer hohen Summe auf seinen Kopf verriet ihn niemand.
Am Ende hatte es der Prinz geschafft: Dort wo er einst gelandet war, am Loch nam Uamh, nahm ihn am 17. September 1746 eine französische Fregatte an Bord. Charles sollte Schottland nie wieder betreten, blieb der Politik künftig fern und verjuxte sein restliches Leben mit Alkohol und Festgelagen.
Seine Helfer hingegen flogen fast alle auf und wurden bestraft. Es war die Stunde des "Schlächters" Cumberland, der die Clans mit harter Hand unterjochte, Burgen niederbrennen ließ und die hochrangigen "Verräter" nach London verschleppte. So zum Beispiel auch die tapfere Flora MacDonald ... doch das ist eine andere Geschichte, die sicher auch bald hier erzählt werden wird.
Wer Genaueres über die Geschehnisse auf der Flucht des Prinzen wissen will, kann hier weiterlesen: My Highlands